Höher, Schneller, Weiter - Das Obedience der Zukunft?!

Hallo zusammen,

mal ein paar kritische Worte von mir.

Mittlerweile sind immer mehr Obediencesportler bei ihrem 2., 3. oder sogar 4. Hund in dieser Sportart angelangt, was mir dabei auffällt ist, dass es bei vielen Teams ganz nach dem "Höher, Schneller, Weiter"- Prinzip geht. Doch wozu soll/kann das Führen?

Zuerst einmal ein paar Fakten:
Nach Nationaler Ordnung haben wie folgende Grenzen gesetzt:

Zulassungsalter der Hunde am Tage der Prüfung:

Begleithundeprüfung 15 Monate

Beginner-Klasse 15 Monate
Klasse 1 15 Monate
Klasse 2 16 Monate
Klasse 3 17 Monate

Das will ich mal einfach mal den Entwicklungsstufen des Hundes gegenüberstellen:


Beim Züchter:
Vegetative Phase 1. - 3. Woche
Übergangsphase 3. - 4. Woche
Prägungsphase 4. - 7. Woche


Im neuen Heim:
Sozialisierungsphase 8. - 12- Woche
Rangordnungsphase 13. - 16. Woche
Rudelordnungsphase 16. - 20. Woche
1. Pubertätsphase 6. - 9. Monat
2. Pubertätsphase 11 Monate - 18 Monate
Reifungsphase ab 18 Monate

Nach dieser Auflistung starte ich bereits mit der Begleithundeprüfung in eine sensible Phase in das Prüfungsgesehen ein.
Kommen die Hunde damit klar, natürlich! Gerade durch das Fallenlassen der Sitz und Platz aus der Bewegung Übung, bestehen immer mehr junge Hunde diese Prüfung wie noch zuvor.

Meißt geht es dann schon nach kurzer Zeit direkt weiter mit der Beginnerprüfung die auch noch meißt in einem hohen V gelaufen werden kann.

Was fällt mir hierbei jedoch schon auf, wo bleibt der Spaß?
Die Hunde machen die vorgesetzten Aufgaben willig, aber sie haben durch das intensive Training viel an Ausdruck verloren.
Schließlich sind zwischen der Begleithundeprüfung und Beginnerprüfung ja doch noch einige Sachen zu üben und die Zeit manchmal doch sehr knapp bemessen. Strikte Prüfungsabfolgen sind meißt die Folge.
Wie wird das denn nächstes Jahr aussehen, wenn die Hilfen z.B. Abrufen aus der Box und das Reinlegen der Leine in der Box dann wegfallen?
Wir werden wohl abwarten müssen?

In der Klasse 1 fangen dann schon die meißten an zu "schwimmen". Die Hunde produzieren Fehler bei den Postionen aus der Bewegung und zeigen Konzentrationsfehler (schnüffeln, meiden, beschwichtigungssignale). Meiner Meinung nach ein Fall von zu frühem Start. Kommt bei jedem wohl darauf an wie man es sieht. Persönlich kommt es für mich nicht in Frage einfach mal zu laufen, weil man schauen wollte was schon klappt. Gerade bei Jungen Hunde ist das für mich ein Never-Ever! Ich möchte zu jeder Zeit in Kontrolle sein, damit ich die Sicherheit ausstrahlen kann die mein Junghund noch braucht.

In der Klasse 2 fängt Obedience dann erst so richtig an, die Übungen ähneln immer mehr der Klasse 3 und die Prüfungsdauer ist auch immer länger. Im Training wird hier an dem Junghund meißt dann viel rumgefeilt, weil jeder Fehler "hart bestraft" wird. Viele Teams finden sich hier erst mal eine Zeit lang ein und müssen sich im Training neu strukturieren.

Die Klasse 3 - der Zenit des Obediences: Erfolgreich können nur die Teams sein die bereits eine gutes Fundament aufgebaut haben. Schnell ist bereits mit einer Null die Ganze Prüfung nicht bestanden.
Die Basis muss hier nun endgültig sitzen. Die Arbeitsfreude muss vorhanden sein. Schnell sollte der Hund arbeiten können. Eine Hohe Konzentrationsfähigkeit vom Hund und Hundeführer werden verlangt. Das wohl schwerste an dieser Klasse ist den Hund bei Laune zu halten.
Wenn ein Hund, nehmen wir mal den Border Collie, mit 2 Jahren bereits in der Klasse 3 angekommen ist, muss ich ihn nun die nächsten 6-8 Jahre bei Laune halten.

Wieso muss ich jungen Hunden ein selbsterzeugten Druck aussetzen, nur damit ich möglichst schnell in der Königsklasse des Obediences ankomme? Was hat der Hund davon? - Nichts!

Ein gutes Fundament für die Klasse 3 kann ich auch in den unteren Klassen legen. Wieso nicht bereits nach einem tollen Start in der Beginner, trotzdem noch mal eine Beginner laufen. Klar, die Gruppenübungen können schon nervig sein, aber sind nicht gerade auch diese Vorübungen wichtig für ein späteren Klasse 3 Hund. Aufmerksames Fußlaufen, trotz Ablenkung der anderen Teams. Ich glaube schon! Auch die Prüfungserfahrung lassen manche außer Acht, kann ich diese doch auch in den unteren Klassen bereits sammeln. Reithalle, fremder Platz, Hasenköddel, gute riechende Fremde Hunde, Maulwurfhügel, Rasenteppich, Bahnschienen, Schießplatz, all das kann ich mir doch gezielt aussuchen, wenn ich die vielen Prüfungslisten anschaue.
Gerade die neue PO ist doch super hierfür! Die Übungen bauen endlich aufeinander auf! Kein unsinniger Vor- und Rücksprung.  ;)

Zusätzlich kommt es mir manchmal auch so vor, dass außer ein V nichts mehr zählt!
Klar, ein V bedeutet Aufstieg in die nächste Klasse, aber das ist doch nicht der Grund wieso man Obedience machen sollte:

Meiner Meinung nach zählen beim Obedience:
- Konzentrationsfähigkeit
- Schnelligkeit
- Souveränität
- Style
- Freude
- Perfektion
viel mehr als eine Vorzügliche Bewertung. Auch wenn diese Eigenschaften meißt zu einem V führen. ;)

 

Noch so als Zusatzinfo:

Auf der WM 2012 war der älteste Hund Jen D’Africa *2001 und der jüngste Hund Casey *2010. Die meißten Hunden siedeln sich bei 5-7 Jahre ein.

1. Platz Tending Able Tiger *2008

2. Platz Tending Knight*2008

3. Platz Wonder Westspacy *2007

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Kommentare: 6
  • #1

    Imke und Na'vii (Mittwoch, 10 Oktober 2012 17:07)

    Man fragt sich nur, warum es gerade die Skandinavier sind, die auf den hohen Meisterschaften Erfolge haben, denn diese habe ALLE ihren Hund mit 18 Monaten in der 3... ;)
    Die angegebenen "Entwicklungsphasen" sind übrigens etwas veraltet dargestellt ;)
    Ich denke es kommt auf einen guten und gründlichen Aufbau und den Hundtyp an, aber die, die oben sind, haben extrem früh begonnen, bis sie dort oben waren...diese Hunde waren nicht das erste mal auf einer Meisterschaft, als sie diese gewannen mit 5...
    Also gehört wohl irgendwie doch mehr dazu als die einfache Philosophie, später zu starten...
    Die Skandinavier vertreten auch die Meinung, dass der Hund auf Prüfungen Erfahrungen sammeln kann, aber sie tun dies für gewöhnlich eben in der Klasse 3....

  • #2

    Jessica (Mittwoch, 10 Oktober 2012 17:59)

    Hallo Imke,

    ich habe ja auch nicht ausdrücklich von der Skandinavischen Szene gesprochen, sondern weise vorallem die Deutsche auf. ;) Und dabei sind mir halt oben genannte "Probleme" aufgefallen die Hunde in der 3 haben, wenn diese zu früh dazu gepuscht werden. Man hört nicht lange von Ihnen und das Feld ändert sich immer wieder.

    Das es dabei Ausnahme-Hundeführer und Hunde gibt schließe ich nicht aus. ;)

    Ein Guter und Gründlicher Aufbau ist wirklich das A und O, weswegen ich es auch gute finde das immer mehr sich Gedanken um den Aufbau ihres Nachwuchshundes machen.

    Ob und wie man Erfahrung sammelt ist sicher Geschmackssache. Ob man das im Vorfeld tut oder in der Klasse 3. Ich denke hier können beide Varianten "erfolgreich" sein.

    Allgemein ist dies einfach ein interessantes Thema, im Obedienceforum: http://www.obedience.de/wbb3/ habe ich es auch gestartet. Komm doch dazu. Es ist sehr interessant!

  • #3

    Nicole (Donnerstag, 11 Oktober 2012 06:31)

    Ich denke, dass es vor allem auf den Trainingsweg ankommt. Um den Spaß langfristig zu erhalten, kann ich wohl mit den wenigsten Hunden die Übungen schnell direkt nach Prüfungsordnung aufbauen. Dabei geht mit dem Spaß dann der freudige Ausdruck und das Tempo verloren.

    Natürlich kann ich aber schon die Übungen auch aus der 3 anfangen, in kleinere Teile zerlegt und mit dem Fokus auf Freude und Ausdruck genauso wie Genauigkeit.

    Auch die Skandinavier trainieren wenig die ganzen Prüfungs-Übungen, sondern achten lange auf Tempo, belohnen viel die einzelnen Teile, bevor sie sie zusammen setzen.
    Wenn sie das in so kurzer Zeit gut schaffen - warum nicht? Das sind aber sicherlich "Ausnahmehundeführer" in dem Sinne, dass sie häufiger trainieren als die meisten hier in Deutschland und dass sie die Mischung von Spiel und Spaß mit Genauigkeit und Perfektion einfach sehr gut hinbekommen.

    Mein Ziel wäre jetzt nicht unbedingt, den Skandinaviern im zeitlichen Aspekt nachzueifern als eben in dem Aufbau und der Art des Trainings, die mir sehr gut gefällt.

  • #4

    u=7717 (Dienstag, 30 April 2013 05:27)

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